Für „meine Jahrgänge“ und die, die vielleicht noch ein paar Jährchen älter, aber dennoch am Leben sind, ist Sainte Maxime untrennbar mit Namen wie Brigitte Bardot, Alain Delon, Gunther Sachs und anderen „Größen“ des sogenannten Jet-Sets verbunden, das in den Sechziger Jahren, zu „unserer Zeit“ also, für Schlagzeilen in den Gazetten sorgte. Eine „Seitenblicke-Gesellschaft“ gab es schon damals, allerdings unter anderem Namen.
Sainte Maxime galt als Konkurrenzort von Saint Tropez, dem Treffpunkt der Reichen und Schönen. Wer von Saint Tropez die Nase voll hatte, so schrieb damals „Bravo“, der verziehe sich nach Sainte Maxime um dort die gute französische Küche und das Nachtleben zu genießen. Der kleine Ort, der heute so an die 14.000 Einwohner hat, war weniger teuer und bemüht, dem viel berühmteren Saint Tropez den Rang abzulaufen. Wo die Herrschaften damals einkehrten, ist mir ein Rätsel. Schicki-Micki-Lokale sind mir bisher nicht aufgefallen.
Zumindest ist heute davon hier nichts mehr zu spüren. Von der Schickeria, insoweit sie mir überhaupt bekannt ist, ist hier nichts zu bemerken. Hier regiert Herr und Frau Normalverbraucher. Man sieht – wie überall – viele Holländer, Deutsche, Engländer und natürlich Franzosen. Österreicher verirren sich nur vereinzelt hierher. Und es ist auch gar nichts Besonderes zu sehen hier. Es gibt eine Markthalle, ein Fischgeschäft, viele „Fetzengeschäfte“, ein paar Verkaufsstände, die örtliche Spezialitäten anbieten, alles das eben findet man, was der Tourismus so hervorbringt.
Einen kleinen Hafen gibt es, allerdings mit viel, viel kleineren Booten als im gegenüberliegenden Saint Tropez und natürlich ein paar Promenandencafes von denen aus man den durchströmenden Verkehr und das pulsierende Leben beobachten kann. Und selbstverständlich gibt es – schließlich befinden wir uns in Frankreich – eine große Fläche im kleinen Park neben dem Hafen, auf der man besonders am Sonntag Boule oder Petanque spielt.
Und diese Schirmpinie gegenüber der Kirche gibt es, die es mir besonders angetan hat,
weil sie auf eine Lebendigkeit hinweist, die ein Menschenleben überdauert.
So man auch nur ein bisschen „frankophil“ veranlagt ist, spürt man trotz der Normalität einen Zauber, dem man sich nur schwer zu entziehen vermag. Es ist die leichte Lebensart, die entspannte Atmosphäre, die meiner Meinung nach besonders das „französische Leben“ ausmacht. Jeder darf so sein, wie er sein möchte, niemandem wird etwas aufgezwungen. Und höflich ist man, vielleicht ebenso wie die Briten. Und genau diese Höflichkeit ist es, die das Leben versüßt – auch wenn sie, wie Kritiker behaupten, nur eine „oberflächliche“ ist. Es ist einfach schön, wenn man hört, dass jemand mit „Bonjour Madame“ , „Bonjour Mademoiselle“ (das Fräulein gibt es hier noch, und es stört niemanden) oder mit „Bonjour Monsieur“ angesprochen wird. Wie grässlich hingegen ist das bei uns immer mehr in Mode kommende „Hallo“! Das zu meiner Zeit ausschließlich beim Abheben des Telefonhörers verwendet wurde.
Alles ein Generationsproblem?
Natürlich ist es das auch, denn die Smartphone-Generation wird den Sinn des letzten Satzes schon nicht mehr so richtig verstanden haben. Ich höre sie fragen: Was bitte ist ein „Telefonhörer“?